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                 Weiter ging es durch den quirligen Verkehr Z boom bringt Vor- und Nachteile. Die Schere
zu einem der vielen Märkte, die es Gott sei dank noch immer gibt. Von duftenden exo- tischen Blumen bis zu vielen kleinen Vögeln, die zu Hunderten in engen Käfigen gehal- ten werden, kann man hier alles kaufen. Ein Fotomotiv jagt das andere. Die Gassen sind eng und die kleinen schmalen Häu- ser beherbergen meist mehrere Familien. Das Erdgeschoss wird als große Einraum- wohnung und gleichzeitig als Garage für das Mofa, als Geschäfts- und Verkaufs- raum, Wohnzimmer, Küche und bei Be- darf auch als Schlafplatz genutzt. Für uns unvorstellbar auf derart engem Raum zu- sammenzuleben, ohne Privatsphäre und immer den Blicken der vorbeiziehenden Menschen ausgesetzt.
Do Truoc erklärte uns geduldig alle exo- tischen Pflanzen, Blumen, Lebensmittel, Gerichte und was sonst noch alles ver- kauft und angeboten wird. Wir löcher- ten ihn den ganzen Tag mit Fragen und erhielten stets sehr ausführliche und inte- ressante Antworten. Überall gibt es klei- ne Garküchen, umgeben von vielen klei- nen bunten Plastikstühlen, welche mich mehr an Kinderstühle erinnerten. Ein Mitglied unserer Reisegruppe hatte sich schon eine kleine Tüte mit gebackenen Bananen gekauft. Ich ließ mir lieber noch etwas Zeit.
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FINEST-onTOUR.DE
Zum Mittagessen fuhren wir in das super- moderne Einkaufszentrum „Saigon Centre Shopping Mall“ im Distrikt 1. Die diversen Restaurants und Lebensmittelläden bieten alles, was das (internationale) Herz begehrt. Von Adidas über Chanel bis zu Valentino kann die neue Oberschicht Vietnams hier alles kaufen. Mein Erstaunen über all den Luxus veranlasste Do Truoc sofort, uns ei- nen kleinen Vortrag über die boomende Wirtschaft Vietnams zu halten. Offiziell noch immer „Sozialistische Republik“ und nach Kriegsende 1975 bettelarm, hat sich das Land rasant durch die sogenannten „Doi- Moi Reformen“ (Erneuerung) zu einem kapi- talistischen Musterstaat gewandelt oder wie die Partei es nennt zu einer „sozialistisch ori- entierten Marktwirtschaft“. Der Wirtschafts-
zwischen Arm und Reich wird größer. Der Mindestlohn in Saigon liegt bei 175 U$. Eine 40 qm Einzimmerwohnung in guter Lage kostet mindestens 200.000 U$.
Nach dem Mittagessen trafen wir den deutschen Architekten Axel Korn, der schon viele Jahre sehr erfolgreich ein Architektur- büro in Saigon betreibt. Nach einem kurzen Vortrag zum Thema „Architektur und städ- tischer Wandel im asiatischen Jahrhundert“ begleitete er uns noch zu einem Rundgang durch die City und erklärte uns die Archi- tektur der verschiedenen Epochen. Dieser endete an der wunderschön restaurierten Hauptpost, welche unter der Federführung Gustave Eiffels (*15.12.1832) errichtet wurde.
Laut Reisewetterbericht waren wir ja in der sog. Regenzeit und tatsächlich fing es jetzt an zu schütten und mein schickes Re- gencape kam zum Einsatz. Trotz Regen war es angenehm warm und wir warteten im angrenzenden Cafè auf die bald wiederkeh- rende Sonne. Als nächster Programmpunkt erwartete uns eine Begegnung der beson- deren Art. Wir besuchten ein soziales Pro- jekt, in dem Blinde sich durch Massagen ihr Leben finanzieren. Tiefenentspannt ging es zurück ins Hotel, wo noch etwas Zeit blieb, um den herrlichen Pool und die Poolbar auf dem Dach zu genießen, bis es zum Abend- essen ging. >>>
 

























































































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