Page 157 - PCL 04/2015
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Die Stille hören“. Abseits der großen, in- zwischen durchgehend asphaltierten Straße, die zum Perito-Moreno-Glet- scher führt und auf der Scharen von Touristen aller Nationalitäten zur Hauptsehenswürdigkeit gekarrt werden, kommt uns auf der Ruta Pro- vincial 15 nur sporadisch ein Pickup entgegen. Mit seiner Staubfahne nimmt er uns minuten- lang die Sicht. Wir fahren auf einer Ruta Con- solidada ("befestigten" Straße) in Richtung Lago Roca. Der Blick auf den Lago Argentino ist überwältigend. Der 360 Grad Rund-um- Steppen-Blick, der kräftige, unaufhörliche Wind, erinnert an Wildwest-Filme. Bilder, die sich im Kopf eingebrannt und immer das Wort „Frei- heit" als Überschrift haben. Plötzlich, als ob er meine Gedanken gelesen hätte, taucht auf der weiten Steppe neben der Straße ein „echter" berittener Gaucho auf, der eine tropilla (Schar) Pferde zu wildem Galopp jagt. Was für ein Ge- fühl! Da kann ich mir glatt den Zaun wegden- ken, der die ganze Strecke entlang parallel zur Straße verläuft. Ein Stacheldrahtzaun, der uns Menschen davon abhält, in der unendlichen Weite „zu verschwinden“ und uns auf der Straße, der Realität, festhält. Umgekehrt sehen wir an manchen Stellen, wie es das eine oder andere Guanacos (Lama guanicoe), zwar ge- schafft hat, für ein paar grüne Gräser über den Stacheldrahtzaun in die „angebliche Freiheit“ Richtung Straße zu springen. Doch den Sprung zurück in die unendliche Weite, in ihre Heimat haben sie mit ihrem Leben bezahlt. >>>


































































































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