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Mit 21 Jahren begann Harald Wagner beim Autohaus Stoll eine Lehre und war dort für 60 DM im Monat ,,Mädchen für alles". Im Herbst 1953 folgte er dem Ruf des Deutschland-Chefs von Porsche, Wolfgang Raether, der bei ihm anrief und ihn als seinen Assistenten anheuerte. Die Verkaufszahlen waren gut: pro Monat wurden 25 Porsche verkauft. Ende der 60er Jahre waren es vom Modell Porsche 356 etwa 3.000 verkaufte Exemplare.
Mit seiner Persönlichkeit und seinem Auftreten schuf Vertriebs- chef Harald Wagner das Fundament für den Erfolg von Porsche. Es begann 1949 mit fünf deutschen Volkswagen-Großhändlern, die die erste Bauserie vorfinanzierten. 35 Jahre später waren es 22 Porsche-Groß- und 130 Porsche-Händler.
Viele der damaligen Vertragspartner
waren nur der Ehre wegen Porsche Händler
Mit zehn Einheiten pro Jahr ließ sich auch in der damaligen Zeit kein Geld in den Porsche Betrieben verdienen. Und so hat Harald Wagner u.a. die Selbstabholung der Neufahrzeuge durch die Kunden im Werk eingeführt – das hat nicht jedem Händler ge-
Uli Hoeneß im neuen 911 Carrera RS 2,7 Coupé
fallen. Doch er wollte den Kunden zeigen, was in Zuffenhausen per Handarbeit ge- fertigt wurde. Diese persönliche Betreuung war ihm stets ein Herzensanliegen. (Q.SZENE 2013).
Nackte Autos mochte der oberste Porsche Verkäufer aber nie und so tippte er die erste Zubehör-Preisliste für das 911 Ur-/F-Modell eigenhändig auf seiner Schreibmaschine.
(1963-1972 gebaute 81.032 Einheiten).
Für den „Henkel-Porsche“ kämpfte er als Vertriebschef mit den Ingenieuren und Technikern um das optionale Schiebedach, das ursprünglich gar nicht vorgesehen war. Zitat: „Die Entwickler wollten es verhindern, weil der Kunde Haarspitzen-Katarrh be- kommen könnte“.
Es mag auch quasi eine Vorahnung gewesen sein, denn in dieser Zeit formierten sich (hauptsächlich in den USA) die Stimmen, die in den Cabrios „erhebliche“ Sicherheitsbedenken sahen. Mit den Bügel-Cabrios konnte man das gewichtige Verkaufsargument elegant umfahren.
Der Targa war (und ist) ja genau genommen weder ein Cabrio noch ein Coupé. Also musste das Modell einen eigenen Namen haben. Es war Harald Wagner, der ihn fand – durch Zufall. „Ein Porsche-Manager empfahl, den Namen einer Rennstrecke zu wäh- len. Also sprach man über „Daytona“, „Le Mans“ oder „Nürburg“. Alles Namen, die schon vergeben waren oder komisch klangen. Man diskutierte über Targa Florio, das Langstreckenrennen auf Sizilien, bei dem Porsche etliche Siege eingefahren hatte. Aber da hatte man Bedenken, dass die Kunden die neckische Abkürzung ,Flori' finden könnten. Also habe ich gesagt: Lasst doch das Florio weg.“ Und nein, sagt Harald Wagner, da habe er wirklich nicht gewusst, dass Targa auf Italienisch Schutzschild bedeutet.
Justus Frantz übernimmt seinen 959 Coupé
Ferdinand Porsche und Harald Wagner am Großglockner
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PCLife 02 | 2023