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      Das Michelin House im Londoner Stadtteil Chelsea bietet Clau- de Bosi eine ganz besondere Kulisse für seine hochkarätigen Küchen-Kreationen. Wir haben dem Spitzenkoch einen Besuch in seinem Restaurant Bibendum abgestattet und uns beim Essen vom Michelin Mann über die Schulter schauen lassen.
Es war das erste permanente Hauptquartier des französi- schen Reifenherstellers Michelin in England und gleichzeitig auch einfach nur Reifenlager: Das Michelin House von 1911. In seiner gut einhundertzehnjährigen Geschichte erlebte es ein auf und ab. Der Reifenhersteller veräußerte das Gebäude zwischen- zeitlich und erst das seit 1987 darin beheimatete Restaurant Bibendum (benannt nach dem Michelin Mann) hauchte ihm wieder Leben ein. Seit 2017 kredenzt der in Lyon geborene Claude Bosi dort nun seine High End Cuisine. Das moderne und geschmackvolle Ambiente des Bibendums wird gekrönt von den traditionellen Motiven des sympathischen Michelin- Männchens. Ob Zigarre rauchend auf dem Fahrrad oder einfach die Schuhsohle aus Reifen-Gummi zeigend, die spektakulären Buntglasfenster überstrahlen die Szenerie des Restaurants und der Michelin Mann verbreitet vor allem bei Sonnenschein blendend gute Laune. Dafür, dass diese den gesamten Besuch anhält, sorgt das charmante Service­Team genau wie die ver- sierte Küchenmannschaft um Bosi. Selbstredend, dass der ge- bürtige Franzose die Haute Cuisine aus dem Effeff beherrscht, aber mehr als das. Er verleiht seinen Gerichten mit kreativen Akzenten und kräftigen Aromen auch das gewisses Etwas und geht dabei durchaus auch mal ein Risiko ein. Egal ob in seinem Signature Dish „Entengelee mit Oscietra-Kaviar“ oder einem Dessert mit Pilz- und Bananenaromen zum Abschluss: Bosi geht seinen eigenen Weg in der Küche, ohne dabei aber die
etwas vorsichtigeren Esser zu vergessen, die mit Kaninchen, Langustinos, Steinbutt oder dem Soufflé zum Dessert eben- falls glücklich werden.
Das Restaurant von Claude Bosi wird aktuell mit zwei Michelin Sternen bewertet und man gewinnt während des Essens den Eindruck, dass der Guide Michelin es nur deshalb bei zweien belässt, weil ohnehin schon so viel Michelin in diesem traditio- nellen Gemäuer steckt. Auch die Weinkarte lobt der Guide Michelin übrigens als „besonders attraktiv“ und nicht umsonst hebt der Michelin Mann darauf sein Glas und wünscht: Nunc Est Bibendum – Jetzt lasst uns trinken!
bibendum.co.uk
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PCLife 01 | 2022
Essen beim Michelin
Mann
TEXT | BILDER: Derk Hoberg

























































































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