Page 160 - PCL Winter 2018
P. 160

EINMAL UM DIE WELT:
MONTENEGRO
VON GUTEN WEINEN
URALTEN MAUERN —
UND DEN NEUEN HOTSPOTS AN DER
SCHWARZEN ADRIA
Wem Italien zu „überlaufen“ und wer in Frankreich des Französischen nicht
mächtig ist, tut gut daran sich im Mittelmeer bzw. Adriaraum genauer umzusehen. Istrien, Kroatien – das sind die neuen Reiseziele für Genießer und Gourmets.
On Top ist (noch) das unverfälschte Montenegro, das Vielfalt auf kleinstem Raum bietet. Hier sind die Strände einsam, die alten geschichtsträchtigen Städte wie Kotor,
Budva, u.a. noch romantisch und das Essen: phantastisch!
KTEXT: FRANK GINDLER | BILDER: FRANK GINDLER napp eine Stunde dauert der
Flug von München nach Mon- tenegro, das etwa auf gleicher Höhe in östlicher Richtung von Rom/Bari liegt. Wer schon
vorher die adrianische Küste er-fahren will, fliegt mit kleineren Maschinen (so- fern sie denn von den großen Airlines angeflogen werden) direkt nach Tivat, ins Herz von Montenegro oder „offizi- ell“ nach Dubrovnik und lässt sich mit einer Limousine des Regent-Hotels in Porto Montenegro (s. Seite 164) abho- len. Die Fahrt auf der gut ausgebauten Straße wird nur durch einen Grenzüber- gang gestoppt. Wer viel Zeit hat, kann sich hier die Zeit vertreiben.
Rechts die türkisblaue fast 300 km lange Adriaküste, links unübersehbar die mächtigen Gesteinsmassen des Lov- cen-Gebirges. Ein erster Stopp ist die alte Handels- und Natur-Hafenstadt Ko- tor, seit 1979 UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe. Die wehrhaften dicken Mauern dokumentieren den bedeu- tungsvollen Standort, und das bereits seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. Grie- chen, Römer, Mongolen – alle haben in ihren Epochen die Stadt für sich einge- nommen und damit den Venezianern Konkurrenz gemacht. Als eine der er- sten Völkerwanderungen (535 n.Chr.)
einsetzte – ja so etwas gab‘s damals auch schon – ließ der römische Kaiser Justinian eine Festung bei Ascrivium er- richten. Vor 300 Jahren wurde die Stadt von Österreichern (Seemacht!), den Franzosen, den Ungarn beherrscht; und zuletzt von Jugoslawen. Seit 2006 ist es ein eigener Staat mit etwa 642.000 Einwohnern, die sich „Montenegriner“ nennen. Die Stadt liegt in einer Bucht in der Nähe des Gebirgsmassivs Lovćen und seiner Kalksteinklippen. Die mittel- alterliche Altstadt durchziehen verwin- kelte Straßen und Plätze, gesäumt von alten schiefen Häusern wie rund um die Piazza oft he arms und mehreren roma- nische Kirchen, wie etwa die Sankt- Tryphon-Kathedrale. Imposant anzuse- hen die City Walls, der Drago Palace u.a. In der Altstadt befindet sich auch ein Schifffahrtsmuseum, das die lange Seefahrtstradition der Stadt erzählt. Die Geschichte wiederholt sich hier, denn fast täglich „entern“ Tausende Menschen aus aller Welt die Stadt, wenn sie, meist nur für ein paar Stun- den, ihr Kreuzfahrschiff verlassen, um Bars, Souvenirläden und preiswerte Re- staurants zu stürmen. Vorher (hoffent- lich) gut informiert bestellt man statt Pi- zza als Vorspeise Priganice, ein kleines, köstliches Gebäck mit Honig oder
Schafskäse. Als Hauptgang darf’s ein Teller Ukeleis (ein ca. 15 cm kleiner karpfenartiger Fisch) aus dem Skutari- see sein, „na gradele“, also vom Grill, eingerieben mit Rosmarin, serviert mit einer Marinade aus Knoblauch, Peter- silie und Olivenöl, oder „nur“ einen Teller Fischsuppe, die Brodetto heißt. Schwergewichtig, aber unübertroffen eine Prsuta-Schinkenplatte, dazu eine Flasche roten Vranac-Wein, der, weil so dunkel im Glas, auch „Schwarz- wein“ genannt wird. „Nachgespült“ wird mit dem Loza, einem Trauben- schnaps, einem selbstgemachten Sherry, einem Walnusslikörchen.
Wer sich die Beine „vertreten“ will, steigt die steinigen Stufen, die einen steilen Berg an der Stadtmauer entlang emporführen, hoch zur Festung Sveti Ivan, einer mittelalterlichen Burganlage. Der Anstieg ist anstrengend, aber oben angekommen, belohnt der Blick auf die Stadt und die Bucht.
Mit einem Besucherboot umrundet man „Sveti Đorđe“. Auf einer der zwei winzi- gen Inseln (Heiliger Georg + Maria vom Felsen) vor der antiken Stadt Perast, steht ein aus dem 12. Jahrhundert stam- mendes Benediktinerkloster. Sicherlich eines der meistfotografierten Objekte in ganz Montenegro. >>>
160 PCLIFE 04 I 2018
FINEST-onTOUR.DE


































































































   158   159   160   161   162