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und schrieb die ersten Zeilen zur Oper „Der Rosenkavalier“, die 1911 in Dresden uraufgeführt wurde? Verfasste er hier die ersten Zeilen zur Gründung der Salzbur- ger Festspiele?
Joseph Beuys war Gast und Marc Chagall, Emil Rathenau, Max Liebermann und Theodor Heuss, um nur einige zu nennen. Für Hermann Hesse wurde der Ort, das Waldhaus, zu seiner zweiten Heimat. Losgelöst – das ist wahrscheinlich das Zau- berwort für dieses „weltentrückte“ Grand- hotel, das seit mehr als 100 Jahren im Be- sitz der Familie Dietrich ist. Die Geschwister Patrick und Claudio Dietrich führen das Familienhotel in fünfter Gene- ration und haben nahtlos und äußerst be- hutsam den Übergang von Tradition in die (hektische) Neuzeit geschaffen. Wen wundert’s, wenn das Publikum überwie- gend 60+ ist und die „Erbengeneration“ – in der Mitte ihres Lebens stehend – sich darauf besinnt, dass es „nur ein Leben gibt“, das es gilt zu er-leben. Mit seiner Alleinlage – wie auf einem Zauberberg – zwischen Silvaplanersee, Silsersee und Fextal und dahinter der mächtige Piz Margna, ist es eine Trutzburg in abgeklär- ter Stille. Wer nun meint das Hotelmana-
gement lehnt sich zurück, schwelgt in der Vergangenheit, irrt gewaltig. Nur zu geläu- fig ist die Erkenntnis, dass gerade die Wer- terhaltung ein recht teures Unterfangen ist. Mit kleinen, sehr wohl überlegten Schritten, hat sich das Grandhotel an die heutigen Gegebenheiten angepasst und nimmt sich für die
und ohne „shack-hands“. Beim Auschecken wird niemals ein Gast an der Rezeption ste- hen, sondern er wird – ungestört von allen anderen Gästen – durch eine unscheinbare Tür geleitet. Dahinter dann – das erinnert an die Jahrhundertwende um 1900 – befinden sich die Büroräume zum Beglei-
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„Anpassungen“
aber auch ausrei-
chend Zeit. Im
Mai und im No-
vember ist das Ho-
tel im Jahr ge-
schlossen. Nie soll/
wird sich deshalb
Baulärm und hektische Betriebsamkeit be- schweren können, denn Jahr für Jahr müs- sen Unsummen in dieses Kleinod inve- stiert werden. Die Familie Dietrich und das gesamte Team im Hause fühlen sich damit auch ihren Gästen verpflichtet. So ist es auch bemerkenswert, dass Gäste nicht einfach „ein-checken“. In einem per- sönlichen Gespräch in der Hotellobby bei einem Willkommensgetränk werden Gäste- wünsche wie „zufällig“ notiert, während das Gepäck schon längst auf die Zimmer und Suiten gebracht wurde – unauffällig
Wer Après-Ski liebt, neobarockes Alpendekor oder Skioveralls in Raubtieroptik, ist hier falsch. Wer Winterferien sucht wie einst, lesend, spazierend, denkend, der wird hier glücklich.
(Q. WELT)
einer der Gäste über
chen der Rechnun- gen. Nicht jeder hat denselben Ge- schmack. Deswe- gen gibt es im Ho- tel Waldhaus und den 140 Zimmern und Suiten recht
unterschiedliche Stilrichtungen: klassisch, modern und nostalgisch, damit sich die Gä- ste in dem Ambiente wohlfühlen können, das sie schätzen oder – und das soll es auch geben – einfach eine neue Stilrich- tung für sich entdecken (möchten). Aber so wie die unterschiedlichen Stile ihren ei- genen Reiz ausüben, tun es auch die Him- melsrichtungen. Den einen Gästen ist der Morgengruß der Sonne wichtig, andere zieht es auf den Südbalkon, manche möch- ten über den Silsersee Richtung Maloja in den Abendhimmel schauen, und nicht we- nige lieben den Blick auf markante Fels-