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FINEST ON TOUR I INDIEN I 03 / 2015
und ist ein einzigartiger Wallfahrtsort für Menschen aus der ganzen Welt und ist die älteste Tempelanlage Südindiens.
Die Steinmetzarbeiten scheinen auch heute noch aktuell zu sein. Von Souvenirhändlern werden selbstgemeißelte Granitelefanten oder tanzende Śivas aus Olivin angebotenen. Diese Gesteinsart hat Farbpigmente von hell- und dunkelgrün aber auch gelbbraun bis schwarz. Um auch in der Neuzeit bei den jungen Pilgern für „Action“ zu sorgen, ist der Granitfindling „Krsna’s Butter Ball“ (Durch- messer circa fünf Meter) die pure Herausfor- derung. Beängstigend schief liegt er auf ei- nem ebenfalls abschüssigen, sehr glatten Granitboden. Jederzeit kann der 250 Tonnen- stein rückwärts kippen oder abrutschen und die Mutigen, die sich darunter stellen,
platt machen. Wie er dahin gekommen ist, weiß selbst „Doc
größer als die im Norden. Sie bestehen aus mehreren Räumen und Hallen aus Stein mit vielen Säulen und Nischen. Diese Art des Tempelbaus wurde auch nach Südostasien exportiert. Daher sind die Ähnlichkeiten zu den großartigen Tempeln von Angkor Wat in Kambodscha nicht ganz zufällig. Von außen hingegen machen die Bauten nicht viel her, abgesehen von riesigen Türmen (Gopuram) über den Eingangstoren. Sie prägen hier und in vielen anderen südindischen Städten das Landschaftsbild. Kanchipuram ist weit über 2.000 Jahre alt. Sie ist eine der ältesten Städte Südindiens und zählt zu den sieben heiligen Orten des Hinduismus. Sie ist eine der wich- tigsten Pilgerstätten für die, die Shiva und Vishnu gleichermaßen verehren.
Viele der Tempel stammen noch aus der Zeit der Cholas (9.-13. Jahrhundert) und der Vi-
genen Vorhalle (Man. d. apa) gelangt. Hier be- wundert man unter anderem eine Statue des Bullen Nandi (das Reittier Śivas). Die Statue wird von den Gläubigen mit Buttermilch übergossen und von den Tempelbrahman. en danach wieder reingewaschen. Und das im ewigen Kreislauf. Tag für Tag, Woche für Wo- che, Jahr für Jahr. Das wirklich „Heilige“ ist je- doch weniger der Tempel. Im weitläufigen Innenhof steht ein mächtiger „3.500 Jahre al- ter Mangobaum“ mit vier extra starken Ästen, die die vier Veden (älteste indische Religions- form) darstellen. Man sagt, dass die Früchte von jedem Ast einen anderen Geschmack ha- ben. Der Tempel dient immer noch Gottes- diensten und so gebietet es der Anstand, nicht unbedingt reingehen zu wollen und/oder jedem Gläubigen die Kamera vors Gesicht zu halten. Bleibt man einen Tag län- ger, dann wären noch zig weitere Tempel zu besichtigen, wie der Tempel für die Göttin Parvati (Kamakshiamman-Tempel), der Vara- darajaperumal-Tempel, der zwischen 675 – 800 n. Chr. erbaut wurde, der Kailasanatha- Tempel zu Ehren Shivas.
TEXT, FOTOS: FRANK GINDELR Fortsetzung:
PCLife Winter 4-2015
* Die gesamte Tempelanlage einschließlich ihrer fünf Tempel wurde aus einem einzigen Granitblock her- ausgearbeitet!!! Zu bestaunen sind ein großes Relief zur Mythologie des Ganges, auch »Buße des Arjuna« genannt. Begehbar sind die fünf kleinen Tempel, »Rat- has« oder »Tempelwagen«, die eigenartigerweise alle in fünf stilistisch unterschiedlichen Baustilen aus dem Granitfelsen herausgearbeitet wurden. Eine wahre Steinmetzkunst. Der kleinste Tempel ist der Draupadi- Ratha, der größte der mehrstöckige Dharmaraja- Ratha. Imposant der mit Löwensäulen ausgestattete 16 x 8 m große Bhima-Ratha. Die Anlage ist seit 1984 UNESCO Welterbe, nach dem rund 200 Jahre lang an dieser Felsenlandschaft gearbeitet wurde.
Google“ nicht. Der Ort ist eine Touristenat- traktion. Dementspre- chend die Restaurants. Doch braucht es hier wirklich Pizza Frutti del Mare oder ein britisches Roastbeef? Etwas abseits der Hauptstraße gibt es
Im weitläufigen Innenhof steht ein mächtiger 3.500 Jahre alter Mangobaum.
jayanagar-Könige (um 1500). Überall in der Stadt stößt man auf diese heili- gen Bauten. Um sie alle zu sehen, genügt ein Tag nicht. Für die Tempelbe- suche sollte man auch genügend Kleingeld be- reithalten. Damit lassen sich die vielen Tempelwa-
kleine Imbissstuben, die Meals, also Reis mit Curries, anbieten und andere heimische Spei- sen, dazu Dosã (Reispfannkuchen), Idlī (ge- dämpfte Reisbrote), oder Purot.t.ā (ein in der südindischen Küche beliebtes Fladenbrot). Nicht zu verwechseln mit dem Paratha, ei- nem Fladenbrot, das eher in Nordindien ge- backen wird.
Kanchipuram – ein Heiliger Ort
der Hindis
Kāñjipuram oder die Kurzform „Kanchi“ im nördlichen Tami-l Nād. u, ist für zwei Dinge berühmt: Für gut 200 tausendjährige, präch- tige Tempel aus der Pallava-Zeit und für Sei- densaris. Die südindische Tempelarchitektur ist beeindruckend. Die Tempel sind hier viel
Felsentempel –Video
(Anm. d. Red.: Ähnlich einer Figur aus einem Eisblock gearbeitet, nur wesentlich graziler und aufgrund seiner Dimensionen, auch begehbar.)
chen, Schuhbewacher, Führer oder Priester glücklich und satt machen. Es ist ihre einzige Einnahmequelle. Der außergewöhnlich große Tempel Ekambareshwara-Tempel (indisch: Ekāmbaranātar Tirukkoyil) überragt alle ande- ren Tempel. Sein Areal umfasst neun Hektar. Im Inneren tragen 1.000 Säulen die Hallen und Nischen. Sein heutiges Aussehen (mit dem 60 m hohen Gopuram und wie überall mit detailreichen Steinskulpturen) entstand aber erst im 16. Jahrhundert. Hat man das Tempeltor durchquert und seine Schuhe ab- gegeben, tut man Buße, indem man mit schmerzverzerrtem Gesicht über einen von spitzen Steinen bedeckten und glühend heißen Betonweg mehr hüpft als schreitet und über den man zu einer säulengetra-
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