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FINEST ON TOUR I INDIEN I 03 / 2015
In den Geschichtsbüchern ist verewigt, ab Dezember die Madras Music Season statt, in den „etablierten“ Wachstumsländern,
ein Festival, in dem fünf Wochen lang in zahl- reichen kleinen und großen Konzertveran- staltungen sowohl etablierte Stars als auch Nachwuchstalente der klassischen, südindi- schen Musik auftreten. In den Studios im Stadtteil Kodambakkam entstehen durch- schnittlich drei Kinofilme pro Woche. Damit gehört der tamilische Film neben dem Hindi- und dem Telugu-Film zu den drei größten in- dischen Regionalfilmindustrien. Von der Po- pularität des Films zeugt auch die Zahl von 125 Kinos in Chennai. In Anlehnung an Hol-
dass Indien einst zum britischen Empire (1639-1947) gehörte. Für Indien bedeu- tete dies überwiegend Armut und Aus-
beuterei – auch von ihren eigenen Maharad- schas. Den Briten brachte es dagegen die Weltherrschaft und Edelsteine – und für die Nachwelt einige Sehenswürdigkeiten. Da wäre zum Beispiel das älteste britische Bau- werk, das 1640 erbaute Fort St. George, in dem heute das Parlament des Bundesstaates untergebracht ist. Das Wahrzeichen Chennais ist der Madras High Curt. Hier vereinigen sich die europäischen, indi-
lywood und Bollywood wird der tamilische Film nach seinem Entstehungs- ort Kodambakkam auch Kollywood genannt. Chennai war/ist aufgrund seiner Lage direkt am Meer ein wichtiger Handelsstütz- punkt. Im Altertum für die Portugiesen, dann für die Briten und jetzt in der Neu- zeit für den Rest der Welt.
Als „Detroit Indiens“ wird die Stadt gerne be- titelt, weil alle großen Automobilhersteller hier ihre Stützpunkte zur „Eroberung Indiens“ aufgebaut haben. Der Markt ist riesig, größer als der in China. Erwartungsgemäß wird In- dien in den nächsten Jahren China als bevöl- kerungsreichstes Land der Erde ablösen. Seit etwa 10 Jahren ist die Stadt zusammen mit Bangalore und Hyderabad ein wichtiges Zen- trum für die Softwareentwicklung in Indien. Die Old Mahabalipuram Road wird auch „IT- Korridor“
genannt. Hier haben sich die namhaftesten IT-Weltfirmen niedergelassen. Vier Universi- täten entlassen Jahr für Jahr gut ausgebil- dete Studenten in den zukunftsträchtigen Arbeitsmarkt. Sie sind begehrte Spezialisten
wie Europa, Amerika. Durch das Bevölke- rungswachstum und der damit verbun- denen steigenden Motorisierung nimmt das Verkehrsaufkommen in Chennai konstant zu. 2013 gab es in Chennai über drei Millionen Motorräder und über 600.000 Automobile. Zehn Jahre zuvor waren beide Werte nicht einmal halb so groß. Resultat sind zunehmende Verkehrs- probleme und Umweltverschmutzung! Das was hier in 24 Stunden in die Luft „geblasen“ wird, entspricht dem, was bei uns in Deutschland in den letzten zehn Jahren gesamt verursacht wurde.
Die staatliche Metropolitan Transport Corporation (MTC) verfügt über eine Flotte von über 4.000 Bussen und transportiert jeden Tag durchschnittlich 5,5 Millionen Fahrgäste. Rikschas sind/wären somit eine wichtige Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr, fördern aber geradezu den Stop-and-go Verkehr, weil sie dort halten,
wo Gäste ein- und aussteigen möchten. Wenn dann noch ein paar heilige Kühe
auf den Straßen stehen, ist das
Chaos perfekt. Als Gast in diesem Moloch zur Ruhe zu kommen, ist relativ einfach.
Es gibt die Hiltonhotels, das Park Hyatt,
ein Westinhotel und viele andere. Ein typi- sches Hotel ist das Vivanta by Taj Connemara, nur 17 Kilometer vom Airport
entfernt. Es wurde 1854 als das Imperial Hotel gebaut, später in Albany umbnannt, und als Connemara schließlich 1890
wieder eröffnet. Schon in der Lobby be- kommt man ein Gespür um die Tradition dieses Hauses. Die 150 Zimmer sind stilvoll eingerichtet, kommunikationsmäßig fehlt
es an nichts. Drei Restaurants bereiten
mit ihrer vorzüglichen Küche (weil nicht so scharf) den Einstieg in die indische Küche.
schen und islamischen
Baustile zu einem be-
eindruckenden Bau,
weithin sichtbar mit
seinen Kuppeln und
Türmen. Zahlreiche Mu-
seen, wie das Govern-
ment Museum in Eg-
more oder die National
Art Galery, pompös
sichtbar in einem rosa-
roten Sandsteingebäude im Jaipuri-Jaina-Stil untergebracht, geben Einblicke in die Geschichte des Riesenreiches.
Ein Relikt aus alten Zeiten sind die zahlrei- chen Kirchenbauten, wie die St. Thomas Basi- lica (1893) im neugotischem Stil oder die von den Portugiesen 1516 erbaute Luz Church, die älteste Kirche Chennais. Die Einwohner in dieser Region sind zu mehr als 80 Prozent Hindus, etwa 9 Prozent sind Christen, circa acht Prozent Muslime. Der bedeutendste un- ter den zahlreichen Hindutempeln Chennais ist der dem Gott Shiva geweihte Kapaliswa- rar-Tempel in Mylapore. (siehe weiter unten). Chennai ist ein Zentrum der Karnatischen Musik. In den Hindutempeln wird klassischer, indischer Tanz dargeboten. Jedes Jahr findet
2013 gab es
in Chennai über drei Millionen Motorräder und über 600.000 Automobile.
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