Page 3 - Blaetterkatalog_03_2022
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Take it easy! Das sagte vor kurzem ein Freund zu mir und
ich dachte: „Hoppla, Rückfall in die 80er Jahre, nur weil‘s Retro-Trend ist?“ Er meinte damit: „Nimm nicht alles so tragisch, ändern kannst du es ja sowieso nicht.“
Und ich? Ich in meiner Einfalt, in meinem Be- streben, die Welt retten zu wollen – naja, zu- mindest auf manche Missstände hinzuweisen – versuche seit Jahren genau das; und auch manchmal hier an dieser Stelle. Und was passiert? Außer, dass ich mich ab und zu grün und blau ärgere ... Nix!
Nachdem ich mir aber nicht nachsagen lassen will, nicht fortschrittlich und zukunftsorientiert zu sein, und ein ewiger Pessimist schlecht fürs eigene Image ist, habe ich mir in den letzten Wochen vorgenommen, nicht allzu viel „wirre (politische) Ungereimtheiten“ an mich ranzu- lassen, nach dem Motto: „Take it easy“.
Also kümmert es mich nicht,
• wenn wir Strom nach Frankreich verkaufen, weil sonst dort die Atomkraftwerke stillstehen und in unseren Städten jetzt schon die Lichter ausgehen.
• dass der Sommer 2022 wirklich heiß war – tja, aber wenn kein Wind weht bei diesen Hitze- wellen, dann fehlt auch die Windgeschwindig- keit, um Rotoren zur Stromerzeugung in Gang zu setzen: eine überlebenswichtige Vorausset- zung für die Klima-, später die Heizungsanlage und unsere zukünftige (grüne) Energiewirtschaft.
Soll ich weiter auflisten? 2,37 Billionen Staats- schulden*), Digitalisierung, Lebensmittelpreise, die neuen Benzinpreise, die weltweite Polykrise **) ... Dass die Übergewinnsteuer (sehr ärger- lich) jetzt jedoch Zufallsgewinnsteuer heißt (also wie ein Sechser im Lotto) – das gefällt mir und würde mir auch guttun. Fällt eigentlich die „Shrinkflation“ ***) – Stichwort Mogel- packungen – auch drunter? Oder ist das nur „unehrlich“? (Quelle: SZ vom 17.9.22)
„All das kümmert mich nicht!“ – weil ich (trotz aller Unkenrufe von sogenannten Experten)
mit meiner Einstellung „Ich denke positiv“ die Wirtschaft im 2. Quartal auch um 0,1 % habe mitwachsen lassen. Mit meiner (neuen) Denke folge ich dem legendären Wirtschaftswunder- minister Ludwig Erhard, der sagte: „Die Wirt- schaft besteht zu 50 Prozent aus Psychologie...“ Da frage ich mich schon: Warum habe ich mit dem „positiven Denken“ nicht schon vor 55 Jahren begonnen?
Ich habe mir die Jahre „vergällt“, nur weil ich mir Gedanken mache über etwas, was ich so- wieso nicht beeinflussen kann. Liegt womög- lich die „Generation Z“ gar nicht so falsch mit ihrer auf das Ich bezogenen Denkweise und Lebenseinstellung? Wenn ja – dann warten wir nochmals 30 bis 50 Jahre, um danach zu sehen, wie und wohin uns diese Ich-Einstellung aus den goldenen Jahren nach der Jahrtausend- wende weitergebracht hat.
Selbst der größte Traum braucht Menschen, die an ihn glauben.
Als ich dann vor ein paar Tagen vom PAG Vor- stand höchstpersönlich ein Schreiben mit dem u.a. bemerkenswerten Satz: „... Selbst der größte Traum braucht Menschen, die an ihn glauben ...“ erhielt, war das wie ein „Ritter- schlag“ für mein und unser Tun.
In schwierigen Zeiten Neues zu wagen – ich glaube, das ist es, was uns weiterbringt.
Und ich nehme mir das Recht für uns, die wir alle Porsche fahren und etliche von uns zig Porsche in ihren Garagen/Lagerhallen etc. ste- hen haben, an diesem Traum, diesen Glauben in und an die Marke Porsche einen nicht un- wesentlichen Anteil zu haben!
Unsere sportlichen Serien, PSC, PCHC, PCC geben das wieder, was uns an der Marke Porsche fasziniert und seine „artgerechte Haltung“ rechtfertigt. (S.10)
Dass es auch Meisterwerke der Ästhetik sind, wird immer dann besonders augenscheinlich, wenn – wie aufgezogen an einer bunten Per-
Frank@Gindler.de
lenschnur – quasi fast alle Porsche Modelle, die jemals modelliert und produziert wurden, von unseren Mitgliedern auf die Straße ge- bracht werden. (S.44)
Die Steigerung all dessen, die Höhepunkte im PCD Kalender, sind dann die im Zweijahresrhyth- mus stattfindenden PCD Deutschlandtreffen.
Dieses Jahr in Wuppertal. Genau hier, wo Deutschlands Hochindustrialisierung ihren Ur- sprung hatte (1871-1910) und Christian Striepen seit elf Jahren als Präsident des PC Wuppertal die Geschicke lenkt und führt. Genau hier fand Anfang September 2022 das PCD Deutsch- landtreffen statt. (S. 36) Das Bergische Land drumherum zu er-fahren, bescherte vielen Teilnehmern ein eindrucksvolles Bild vom „neuen“ grünen Ruhrgebiet. Dazu gehörte auch die „Begegnung“ mit der Person, mit der die Industrialisierung hier in Deutschland be- gann: Alfred Krupp (Krupp-Stahl/Thyssen) in der Villa Hügel. Wie das schwarze Gold, die Kohle, aus dem Erdinneren gefördert wurde, welche meisterhaften, revolutionären techni- schen Errungenschaften dies überhaupt mög- lich machten, davon war bei einem Rundgang durch die Zeche Zollverein vieles zu erfahren. Wen wundert’s, dass hier der Wertebegriff „Made in Germany“ geschaffen wurde!
Draußen, auf dem Gebiet der Zeche Zollverein, die seit 2001 UNESCO-Welterbe ist, stehen sie, die Porsche und stellen sich dem Concours d´Elegance. Nimmt man‘s genau, so sind sie Ergebnis dessen, was vor über 100 Jahren hier mit der Produktion von Stahl und Eisen ihren Ursprung hatte. Vielleicht passt dazu
das Titelbild (Typ Berlin-Rom 64K10, 40 PS
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Bj.1938), das zugleich die Vergangenheit, das Hier und Jetzt reflektiert.
Editorial
*) StaatsschuldenwerdeninallerRegelniemalszurückgezahlt.WürdensichBund,LänderundKommunen mitsamt all ihrer Schattenhaushalte, Eigenbetriebe und Hilfsfonds etwa für kleine und mittelständische Unternehmen in Existenznot dies vornehmen, so käme nach heutigem Stand eine vollständige Tilgung im Jahre 2216 heraus (Q.Focus).
In diesem Sinne
Frank Gindler Chefredakteur
PORSCHE
SCHÖNES ERFAHREN
**) Polykrise–sieheManagerMagazinSeptember2022
***) ...dasstillschweigendeVerkleinernderPortionsgrößenimLebensmittelhandel,
um enorme Preiserhöhungen zu verbergen
PCLife 03 | 2022 3