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                EDITORIAL
EDITORIAL
 Dass Recht und Gerechtigkeit zwei paar Stiefel sind, hat mir vor Jahren eine Richterin erklärt. Dass Gesetzestexte so kompliziert verfasst sein sollen, damit sie keiner versteht und damit leichter „durch- gewunken“ werden, hat uns unser Innenmini- ster vor ein paar Tagen erläutert. Wenn jetzt der EuGH die deutsche Maut verhindert, bestätigt das diese beiden Aussagen. Vorab frage ich mich aber, warum die verantwort- lichen Politiker, die das zur Koalitionsbedin- gung erkort haben, nicht schon im Vorfeld alle rechtlichen EU-Schritte haben prüfen lassen. Dementsprechend ist auch mein Verständnis für eine einheitliche gemein- same EU, in der jeder, aber auch jeder
z.B. unsere deutschen Autobahnen kosten- frei befahren darf, grad so wie es ihm gefällt, auf dem Tiefpunkt angelangt. Es empört mich schon, dass wir als Grenzland zu Öster- reich bereits ab dem ersten Meter (!) Benut- zung der österreichischen Autobahnen mit einer Mindestgebühr von 9,20 Euro abkassiert werden.
Das Argument, dass nur die Ausländer be- zahlen, mag ich nicht gelten lassen, denn jedes EU-Land hat (noch) seine eigene Gesetzgebung. Mich interessiert ja auch nicht, wie andere Mautbetreiber in ihrem Land behandelt werden. Ich sehe jetzt schon das Grinsen unserer Nachbarstaaten, weil
es ihnen wieder einmal gelungen ist, uns Deutsche auszubremsen. Und so nutzen weiterhin tagtäglich tausende Österreicher unsere Inntal-Autobahn, um schnell und kosten- und zeitgünstig von Innsbruck nach Salzburg zu fahren. Bewege ich meinen Por- sche dann noch (manchmal) pflichtbewusst mit 130 km/h, muss ich damit rechnen, von hinten angeblinkt zu werden, frei nach dem Motto: „Schleich di“. Ist das „mein“ freies Europa? Übrigens: Die geplanten ca. 500 Mio. Euro, die die Maut eigentlich einbringen sollte, sind im Haushalt 2020 der Bundesregierung bereits fest verplant. So ist es dann auch ein Leichtes, sich hinzustellen und zu sagen: Tja, hätten wir die Mautgebüh- ren, würden wir auch die Null-Schuldengrenze einhalten. So funktioniert eben Finanzpolitik.
Es ist sowieso verwunderlich, wie sich un- sere Regierungsvertreter „über Wasser“ halten. Mit viel Geschwätz, leeren Phrasen und großmundigen Ankündigungen wird ge- schickt von aktuellen Problemen abgelenkt, um ja nicht in den Verdacht zu kommen, überhaupt irgendein Konzept für die noch laufende Legislaturperiode zu haben. Wir haben alle noch die Untergangsstimmungen wegen Waldsterben, Rinder-BSE und Vogel- grippe im Gedächtnis. Jetzt aktuell das Thema Klima. Da lässt es sich ganz toll darüber reden, planen und Zukunftsvisionen für 2050 spinnen. Kontrollieren kann‘s und tut‘s sowie keiner. Und wenn — wird eben neu geplant fürs Jahr 2100.
Überrascht war ich über die Headline in der SZ vom 17.06.: „Deutschland lenkt beim
Frank@Gindler.de
Klimaschutz ein“. Ähm. Ich dachte, „wir“ hätten den Klimaschutz erfunden? Waren wir Deutsche nicht die Vorreiter für den Atom- ausstieg? Die Entwicklung der Solar- und Windradindustrie – alles unsere Errungen- schaften — ja waren wir nicht einmal Welt- meister in dieser Disziplin? Vor elf Jahren nach „Fukushima“ wurde flugs das Atom- und Energiepaket beschlossen. In neun Jahren, also nächstes Jahr, wollte man 40% weniger Treibhausgase als 1990 erreichen — Fakt ist, dass wir es nicht schaffen. Jetzt also das nächste Ziel: 2050 „Treibhausgas- neutral“. Wer lebt da von uns noch, um die heutige Politikerriege zu kontrollieren
bzw. wer von ihnen hält seine Backe hin,
um draufzuhau’n? Anerkennenswert, dass unsere Jungen und Mädels auf die Straße gehen und um ihre Zukunft streiten. Politiker, die die Bewegung „Fridays for Future“ abtun und Schulschwänzern drohen, haben nichts verstanden. Klar, sie leben seit Jahren in ihrer eigenen Welt. (Anmerkung: Die Lokführer/Piloten streiken ja auch nicht während ihres Urlaubs oder in ihrer Freizeit). Mit den Wahlen der letzten Wochen wurden die „Etablierten“ deshalb abgestraft. Und das ist gut so. Doch machen es „Die Grünen“ besser? Als „Volkspartei“ mit Regierungsver- antwortung werden auch sie sich anpassen und Gesetzen zustimmen (müssen), die
weit von dem weg sind, was „sie“ einst zu „Grünen“ gemacht hat.
Ja und dann wäre da noch die 5G-Verstei- gerung. Viel Geld kam in die Kassen des Bundes, mehr als in allen anderen EU-Län- dern. Dass sich Telekom & Co ihr Kapital mit höheren Gebühren wieder refinanzieren las- sen, ist ihr gutes Recht, verteuert aber den Standort Deutschland — wieder einmal. Nix für ungut. Sehnlich warten wir darauf. Wir? Die Industrie bräuchte JETZT dringend die 5-Gigahertz-Blöcke für autonomes Fahren, Industriefertigung, Logistik u.a. Pech gehabt, denn diese Technik ist erst 2021 oder ab 2026 nutzbar! Reichlich spät für unsere Industrie, die jetzt schon andere Länder an sich vorbeiziehen lassen muss! Lagen wir bei der LTE-Technik im Weltranking an 70. Stelle — zwischen Albanien und Kolumbien — droht uns hier, mit 5G, das nächste Fiasko.
Zwischenzeitlich sind es wieder einmal Südkorea, China und die USA, die die Welt unter sich aufteilen. Warten Sie’s ab, dann werden auch wir Huawei vom Ausbau des 5G-Netzes ausschließen müssen, nur um unsere eigene Industrie zu schützen (SZ 2.2.2019). Bekannt ist übrigens, dass man für die neue Übertragungstechnik zigtausend- fach mehr Funkmasten und mit noch mehr Leistung benötigt als heute. Stillschweigend wird das zur Kenntnis genommen, keiner regt sich auf. Auch über die gesundheitlichen Risiken herrscht noch Uneinigkeit. Als Otto Normalverbraucher werden wir mit bis zu 10.000 MBit/s durchs Internet flutschen,
bevor uns mikrowellenähnliche Wellen das Hirn aufweichen. Die Funklöcher auf dem Land und in Stoßzeiten in den Ballungsge- bieten werden uns aber trotzdem noch lange erhalten bleiben. Die Betreiber müssen ihr investiertes Geld erst bei Großfirmen (die damit ihre eigenen Netze installieren)
und in den Großstädten refinanzieren.
Welch’ Blamabel für uns, dass Estland (1,3 Mio. Einwohner) bereits jetzt, Mitte Juni 2019,
die ersten 5G-Handy-Vertäge anbietet.
Bis es also Realität ist, dass selbstfahrende Autos auf deutschen Straßen fahren, Roboter durch menschenleere Hallen flitzen, LKWs automatisch beladen werden und ich am Stachus in München flugs aktuelle Börsenda- ten aufs Handy laden kann, wird’s noch viele Gelegenheiten geben, das Leben zu er-leben.
Ganz ehrlich – wenn man all dies hört, sieht oder liest, fällt es schwer „loszulassen“. Getreu dem Motto: „Das Leben ist das, was passiert, während wir an was anderes den- ken“ drängt es einen geradezu nach einer Auszeit. Lehen Sie sich zurück, gönnen Sie sich eine Auszeit und lesen zeitverzögert in dieser Ausgabe was im PCD, in ihren Clubs so alles passiert ist. Über die ersten Porsche Motorsport-Veranstaltungen in Hocken- heim, Nürburgring, Oschersleben — bekannte Namen, bekannte Rennstrecken. Auffallend in dieser Saison sind die vielen Doppel- und Dreifachsiege der „alten“ Haudegen.
Mit ihren „Saison-Eröffnungs-Ausfahrten“ belegen die Porsche Clubmitglieder, wie
es um ihre neuen „Schätzchen“ bestellt ist. Etliche 992 waren zu bestaunen und in den PZ wurden die Cayenne Coupés geordert, ebenso die GT2 RS Modelle für den Club- sport. Von Sylt bis über die Alpen
bis nach Südtirol waren Clubmitglieder unterwegs. Spaß, Freundschaften und Erfahrungen austauschen standen im Vor- dergrund. Loslassen — ja das ist unser Porsche Clubleben. Höhepunkt war natürlich das große Porsche Club Deutschland- treffen in Berlin, das über 300 Teilnehmer anlockte. Berlin präsentierte sich so, wie es das Image verspricht: bunt, quirlig und weltmeisterlich im ...
 In diesem Sinne
Frank J. Gindler
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Neu: porsche.club.life.magazin
      PORSCHE CLUB DEUTSCHLAND
02 I 2019
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