Page 150 - PCL Winter 2018
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Der Flug von München nach Johannesburg mit South African Airways dauert eine Nacht. Abends einsteigen, ein oder zwei Gin Tonic
zum Einschlafen und den ersten warmen Kaffee am frühen Morgen unter der Sonne Afrikas genießen.
Mit rasantem Tempo hat sich der O.R. Gemeinsamkeiten. Im weltbekannten Lieben – Töten = Überleben.
Tambo Intern. Airport in Johannesburg Krüger Nationalpark sind es über- Es ist meine erste Safari überhaupt. innerhalb der letzten Jahre zu einem wiegend Tagestouristen, Bustouren oder Die Neugier darauf ist groß, denn internationalen Drehkreuz entwickelt. „Möchtegern-Ranger“, die auf eigene unzählige, faszinierende Tier-TV-Dokus
Und so ist das kunterbunte Durch- einander von Menschen aller Haut- farben und Rassen, farbenfrohen wallenden Gewändern und im krassen Gegensatz dazu die Schar der Frauen in ihren schwarzen Dschilbabs unüber- schaubar. Von hier aus fliegt man mit einer kleineren Maschine SA Airlink etwa 45 Minuten in Richtung Norden und landet auf dem Skukuza Airport im Krüger National Park. Etwa 12-15 Safari- Jeeps stehen parat, um die ankom- menden Gäste auf die umliegenden Lodges im 1898 gegründeten Park zu verteilen. Etwas abseits wartet Lazarus auf uns. Er will uns sein Territorium – außerhalb des Krüger Nationalparks – zeigen: willkommen im „SABI Sands“. Und schon beginnt die Grübelei darüber, warum und wieso im Verhältnis von mindestens 12:1 so viele Menschen in den staatlichen Krüger Nationalpark reisen und ich und meine wenigen Mitreisenden in einem Jeep Platz finden. Unser aller einziges Ziel ist es, die „Big Five“ in freier Wildbahn zu sehen. Und das war’s dann auch schon mit den
Faust als Selbstfahrer durch den Park kurven. Jeder definiert so das Thema „Safari“ aus seiner eigenen Sicht, stets abgesichert, kontrolliert im großen Freigehege und mit der Vorgabe:
„Ich habe bezahlt, also will ich auch alles sehen“.
Ganz anders das Konzept von SABI Sands, wo es nur wenige Unterkünfte gibt wie die vier, von einem Eigentümer geführten Lodges des Sabi Sabi Private Game Reserves. Es ist die Heimat der hier frei lebenden afrikanischen Tierwelt und das seit Jahrtausenden. Die Guides wie unser Lazarus im SABI Sand sind ein Teil dieser Welt, hochmotiviert, fach- und sachkundig und hier aufgewachsen. Nur sie dürfen die schotterigen und ungeteerten Straßen verlassen und querfeldein über Stock und Stein fahren, um uns „Weißen“ das reale Tierleben zu zeigen. Ihr Tun und Handeln respektiert die „Privatsphäre“ ihrer Bewohner, ohne ihnen zu nahe zu treten. Der Dank
der Tiere an uns, den Menschen? Sie gewähren uns ein (fast) uneinge- schränktes Miterleben:
haben die Latte dessen, was man (ich) zu sehen bekommen will, sehr, sehr hoch gehängt. Klar, ich könnte auch in bekannte Tiergärten reisen, um den „Big Five“ zu begegnen, in Hamburg, Leipzig (übrigens einer der arten- reichsten in ganz Europa), Hannover u.a. Kompakt, übersichtlich stellen
sich die Tiere uns zur Schau und sind doch alle so niedlich anzuschauen. Doch ist das Safari? Oder wie im Nationalpark, wo es passieren kann, dass 10,15 oder 20 Jeeps sich um einen Elefanten, ein Nashorn drängeln?
Die armen Geschöpfe – ich glaube, die Vierbeiner würden sich in einem Zoo viel freier und ungestörter bewegen können als „immer“ mit diesen Menschen- ansammlungen konfrontiert zu
werden in dieser sog. „freien Wildbahn“. Nein – wahrlich, das ist nicht mein
Ding ... Also wenn schon „Tiere schauen“, dann authentisch, real. Hautnah am Geschehen, dazu ein Schuss Abenteuer-Feeling, ja, aber bitte nicht zu viel – ein bisschen Luxus muss schon mit dabei sein. >>>
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