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EDITORIAL
Frank@Gindler.de
EDITORIAL
Heute schon an morgen denken
– gerade wir, die wir mit unserer Hände Arbeit in den letzten Jahrzehnten etwas angepackt und aufgebaut haben, stehen vor der Frage: „Was nun“? Fällt alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen? Gibt es Nachfolger? Was ist mit meinem Wissen, meinem Potenzial? Dass der Mittelstand insgesamt ein gehöriges Nach- folgeproblem hat, ist auch bei der Politik ange- kommen. Die schert’s nicht, ist sie doch mit sich selbst beschäftigt, beispielswiese mit der Integration von Zuwanderern. Mich wundert nur, warum dieses große und heikle Thema bei der halbjährlich dauernden Regierungsbildung nicht ausreichend und bereits im Vorfeld abge- sprochen wurde. Wenn doch, dann hält „man“ es mit dem bekannten Spruch von Konrad Adenauer: Was geht mich mein G’schwätz von gestern an“. (Anm.d.Red.: Diesen Spruch hat sich der geschickt taktierende erste Bundes- kanzler vom Gründervater Robert BOSCH „ge- borgt“ und von Schwäbisch ins Rheinländische übersetzt: "Was goht mi mei saudomms (sau- dummes) G'schwätz vo geschtr (gestern) a".)
Was vor drei Jahren mit „wir schaffen das“ be- gann und uns den Respekt und das Wohlwol- len der übrigen Welt einbrachte, wird heute zur Schicksalsfrage unserer Regierung. Vorbei die Zeiten, in denen man mit diplomatischem Ge- schick und in der eigens kreierten „Politiker- sprache“ dem eigenen Volk auch die schlech- testen Nachrichten positiv verkaufen konnte. Heute werden für die Welt wichtige Ereignisse per Twitter mit 140 Anschlägen verkündet. Kurz, knapp, gnadenlos. Da bleibt kein Raum mehr für Zwischentöne, in die man bisher im- mer etwas hineininterpretieren konnte. Und warten? – das hilft heute auch in der Politik nicht mehr weiter. Die Zeiten haben sich rasant geändert und es folgt, im verflixten
13. Jahr der Kanzlerschaft von unserer Bundeskanzlerin, eine Art Götterdämmerung, die treffend von Jacob Augstein bereits im Jahr 2011 beschrieben wurde (s. SPIEGEL 25/2018).
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die „Jungen“ sie übertrumpft haben: der Franzose
Emmanuel Macron (Jahrgang 1977), der Kana- dier Justin Trudeau (Jahrgang 1971), der Österreicher Sebastian Kurz (Jahrgang 1986). Was sie eint? Sie sind mindestens 20 Jahre jünger. Sie haben, wie alle jungen Generatio- nen, ein anderes Denken: rationaler, ichbezo- gener also first again: jeder für sich, jeder für sein Land. Die USA haben es vorgemacht, wie man eine Weltordnung durcheinanderwirbelt und damit Stimmung für die eigene Wieder- wahl macht. So wird heute Politik gemacht und nicht, wie bisher, mit abwarten, verhandeln, vertagen und Arbeitskreise bilden.
Eigentlich wollte ich mit meinem Einleitungs- satz „Heute schon an morgen denken“ auf ein ganz anderes Thema eingehen. Nachwuchssor- gen! Wir Deutsche, von Grund auf schon eher ängstlich, abwägend und vorrausschauend, vergessen, dass „Leben das ist, was passiert, während wir an morgen denken“. Ist es unsere eigene Dummheit, dass wir mehr denken als leben? Oder leben wir, weil wir mehr über uns, unsere Zukunft nachdenken? Sei’s wie’s is – ich meine, dass es einer unserer Lebensin- halte sein muss, etwas an die nächste Generation weiterzugeben. In der Evolutions- geschichte garantiert es den Erhalt des Individuums, ob Mensch, Tier, Pflanzen, in- dem Erbgut weitergegeben wird.
O.K. wir geben Immobilien, Geld, Uhren, Porschesammlungen und Oldtimer weiter und ... Briefmarkensammlungen. Doch das kann’s nicht gewesen sein! Was ist mit unserem Wissen? Unser Know how, unsere Lebenser- fahrung? Und wie in allen Bereichen, wenn sich ein paar Gleichgesinnte treffen, gibt es seit 2010 eine Initiative „Werteerhalt & Weiter- gabe“, die alljährlich Menschen auszeichnet, die sich diesem Lebens-Wahlspruch verschrie- ben haben (s. Seite 128).
2018 ist es mein Freund und Sternekoch Heinz Winkler mit seiner Residenz in Aschau am schönen Chiemsee. Als eines von 11 Ge- schwistern hat er sich sein kleines, feines „Imperium“ geschaffen. Mehr als 400 Jung- köchen hat er beigebracht, den Kochlöffel rich-
tig zu schwingen. Sie sind in die Welt hinausge- gangen und bekochen uns heute, gespickt mit ihren eigenen Kreationen, und zeigen uns Ihre neue (Gourmet-)Welt. Sein Sohn Alexander wird übrigens in Papas Fußstapfen treten. Welcher Unternehmer kann ähnliches von sich, von der Übergabe seines Betriebes an die nächste Ge- neration, behaupten? Gibt es ein schöneres Gefühl am Ende eines erfolgreichen Schaffens, zu wissen, dass es weitergeht und ein kleines Stückchen von uns weiterlebt?
Weiter geht’s auf jeden Fall in der Porsche Sports Cup Serie – und das bereits in der
14. Saison: Auftakt Hockenheim, 190 Teilneh- mer, tausende Besucher. Ein Auftakt nach Maß und der Beweis, wie die Gründer der Serie zu- kunftsorientiert „Werte erhalten & weiterge- ben“. Wie der PCD mit diesem Wertebegriff umgeht? Nun, Jahr für Jahr werden mit intensi- ven Lady Days speziell nur die Frauen ange- sprochen, denen nur „Beisitzerin“ zu sein, schon lange nicht mehr genügt. Der Einstieg in den Porsche Club Sport beginnt üblicherweise mit dem Slalomsport und nur wer schon richtig Ambitionen mitbringt, kommt über div. Fahr- und Lehrgänge, ausgestattet mit den erforderli- chen Fahr-Lizenzen zu dem, was wir auf den er- sten 45 Seiten dieser PCLife-Sommerausgabe für Sie zusammengetragen haben.
In diesem Sinne
Frank J. Gindler
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