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editorial
EDITORIAL I 04 / 2015
Wäre das schön – endlich mal run- ter vom Gas, beruflich und privat, der Hektik des Alltags ent- fliehen. Alles etwas langsamer
und behutsamer angehen zu lassen/kön- nen/dürfen. Sei es auch nur für ein paar Stun- den. Die Welt solle doch bitte nicht so schnell rotieren. Die Zeit rennt uns davon, trotz der Kommunikationstechniken. Stopp! Aus mit der Träumerei.
Das liest sich wie Science-Fiction aber .... Denn kaum hat Google mit seinem Roboter- wagen die ersten Kilometer hinter sich ge- bracht und das ohne Lenkrad und ohne Pedale, kassierte der
„Fahrer“ einen Straf-
zettel. Er war zu lang-
sam unterwegs! Da
kennt/zeigt die kali-
fornische Polizei kein
Erbarmen. Wo 35 mph
erlaubt sind, muss
dieses Tempo auch
gefahren werden, egal
ob mit oder ohne
Mensch. Das Googlecar
schaffte nur 24 mph.
Aber aufgemerkt: ohne
einen Unfall zu verursachen. Fazit: wir bleiben (noch) im Hier und passen unsere Geschwin- digkeit im Tun und Denken den Erfordernis- sen von heute an. Und die heißen nun mal: Tempo. Bis der Wirtschafts-Erfolgsmotor von einigen ganz „Abgefahrenen“ mit dem Bör- sencrash 2008 überdreht wurde, galt für un- sere Generation das tschakka-tschakka-Syn- drom, zusammengefasst in: Ich will – also schaffe ich das auch. Keiner hat gefragt und du dich selber schon überhaupt nicht. Schaffst du das, was du dir vorgenommen hast? Über Nacht Millionär? Kein Problem. „I have a dream“. Als 25jähriger Vorstands- vorsitzender? Ministerin mit 28 Jahren? Es genügte sich den Wunsch so lange ein- zuhämmern, bis man selber daran glaubte. Klar, das sind/waren die Spitzen einiger Eis- berge. Übertragen wir das auf unsere Be- lange. Wir haben es auch geschafft! Jeder in seinem Bereich – vom „kleinen Mann“ die Be- rufs- und Karriereleiter stetig nach oben. „Ich will“, das war unser Motor.
Derzeit macht sich eine „... mirakulös schei- nende Methode“, genannt WOOP (Focus 47/15) in unseren Gesellschaftskreisen breit, die mit der bisherigen Evolutionstheorie von Charles Darwin brechen will. Wissenschaftlich unter- mauert, versteht sich. Schaue ich in den Spie- gel, begutachte ich das Umfeld, bleibt es da- bei: es ist unser menschliches Bestreben nach immer weiter, immer höher, immer mehr. Nur das bringt uns voran. Und ob das nun in un- seren Genen liegt oder mit einer mathemati- schen Formel *) zu berechnen ist, Fact ist, dass wir nur so überlebt haben. Jahrtausende, Not und Nackenschläge. Und aktuell?
Dem Zeitgeist folgend fragen sich heute noch die Jungen in unserer Gesellschaft: Schaffe ich das auch wirklich? Sind meine Wünsche nicht zu unverschämt, die Mes- slatte, die ich mir selber aufgelegt habe, nicht viel zu hoch angesetzt? Ist, nein, kann dieser ge- sunde Realismus – so der neue Trend – uns insge- samt weiterbringen? Für mich gilt: Wer in den Fußstapfen seines Vor- gängers geht, kann ihn nie überholen.“ Dass damit auch Prellungen, Hals- und Beinbrüche vorprogrammiert sind, ist keine Frage, sondern das Ergebnis unser aller Bemühungen, etwas
zu bewegen.
Das ist (auch) die Entstehungsgeschichte des PCLife Magazins. Auf einen Nenner gebracht: Ich wurde gefragt – und ich habe JA gesagt. Das war im November 1985. Es gab keinen Master- plan, keine Absichtserklärung und keine Renta- bilitätsberechnungen. Porsche produzierte da- mals ungefähr 20.000 Autos, pro Jahr versteht sich. Heute entspricht das einer Monatspro- duktion von 18.699 Porsche (Oktober 2015). 1985 entstand auch die Idee (Manfred Pfeiffer, PCD) für ein Porsche Clubmagazin. Und es gab einen wie MICH, der sagt: „Ich schaff das“. Klar, man könnte alle Clubberichte online stel- len. Für schnelle Infos mag das gelten. Doch noch gehören wir zu der Generation, die das Rascheln von Papier hören will, das hin- und her Blättern in einem Printmagazin liebt, wie das Lesen der Tageszeitung. Kann man/frau
vor dem Tablet, dem PC oder dem Handy mit dem, was im PCLife Magazin steht, ins Träu- men geraten? Urlaubsgefühle wecken? Oder wie eingangs beschrieben endlich zur Ruhe kommen? Würden sie jetzt beim Lesen dieser Zeilen auf den Gedanken kommen, unter der Webseite des PCD nach einem passenden Ge- schenk für Porsche begeisterte Freunde und Bekannte zu suchen? Nein! Und deshalb schla- gen Sie die Seite 185 auf.
Außerdem – so groß kann ihr Tablet/Smart- phone gar nicht sein, um die rasanten Motor- sportberichte mit den hervorragenden Foto- strecken so richtig zur Geltung zu bringen. Weltbekannte Fotografen wie Ulrich und Tim Upietz und zu erwähnen Fritz Letters als am- bitionierter Semi-Fotograph, wecken Begehr- lichkeiten um auch selber im Renncircus mit- zumischen. Die Serien Porsche Sports Cup (PSC), Porsche Club Historic Challenge (PCHC), der PCD Club-Cup, Porsche Club Challenge (PCS) decken eine breite Motorsportpalette ab und erfreuen sich von Jahr zu Jahr steigender Teilnehmerzahlen. Für die reisefreudigen Porschefahrer gehört das Nachlesen in ihrem PCLife Magazin, welcher Club wo und wann unterwegs war, alle Vierteljahr zur Pflichtlek- türe. WOW – wo die Clubs alle unterwegs sind: südlich der Alpen, Goodwood, Mallorca, Rumä- nien, Monte Carlo und so weiter. Wenn das nichts über ein aktives Clubleben aussagt.
30 Jahre PCLife Magazin. Lassen Sie uns zu- sammen feiern. Es ist und bleibt IHR Club- magazin. Ich bedanke mich auf meine Art und zähle SIE zu den Gewinnern, wenn Sie...... (siehe Seite 109).
In diesem Sinne
Ihr
Frank J. Gindler Chefredakteur Frank@Gindler.de
1986-2016
*) http://www.spektrum.de/news/brauchen-wir-eine-neue-evolutionstheorie/1320620
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