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FINEST ON TOUR I FINANZEN I 04 / 2015
Hedging via CFD
Der Airbag für unsichere Börsenzeiten
Hedging ist die konservativste Strategie im CFD-Bereich. Klassischen Anlegern bietet sie die Möglichkeit, die Risiken eines langfristig ausgerichteten Depots flexibel zu minimieren.
Gerade angesichts der aktuellen Situation an den Kapitalmärkten sollte diese Strategiekompo- nente für aktive Anleger eine Überlegung wert sein. Mittels CFDs können Anleger das gesamte Risiko ihres Depots abdecken, sodass sie neutral positioniert sind („full hedge“), oder nur einen Teil „covern“, wodurch lediglich ein Restrisiko be- stehen bleibt. Verbreitet sind beispielsweise Short-Positionen auf ein komplettes Aktien- oder Fondsdepot oder auf Einzeltitel. Mit Short-Posi- tionen spekulieren Anleger auf sinkende Kurse. Sie werden beim Hedging dann aufgebaut, wenn Anleger kurz- bis mittelfristig Korrekturen an den Märkten erwarten, Investoren aber nicht ihre langfristigen Depotpositionen verkaufen möchten. Diese Absicherung nennt man „Short Hedge“. Ohne den Einsatz von CFDs müssten Anleger Stop-Loss-Orders für die entsprechen- den Positionen erteilen. Der Nachteil: Mühsam aufgebaute Depotstrukturen würden aufgelöst und die resultierende Belastung durch Orderge- bühren wäre sehr hoch. Herkömmliche Hebel- produkte wie Optionen oder Zertifikate sind wie- derum wesentlich intransparenter in Bezug auf Handhabung, Preisstellung und Kostenstruktur.
Depotschutz mit geringem Kapitaleinsatz
Wie genau funktioniert aber ein Hedge-Geschäft via CFDs? Auslands- und auch Rohstoffinvest- ments besitzen meist ein Währungsrisiko, da sie oft in US-Dollar notieren. Wollen Anleger hierzu- lande dieses Risiko ausschließen, gehen sie mit einer CFD-Position auf das Währungspaar EUR/USD long und spekulieren damit auf einen schwachen Dollar. Anleger, die primär in Euro- notierten Basiswerten investiert sind und, ange- sichts einer geldpolitischen Wende in den USA sowie einer neuerlichen Liquiditätsoffensive durch die EZB, von einer weiter fallenden Ein- heitswährung ausgehen, positionieren sich im EUR/USD short – und das zu einer Margin von nur 0,5 Prozent. Ähnlich funktioniert der Hedge bei Aktien. Hier gehen Anleger per CFD short auf die betreffenden Titel. Die Positionsgröße und damit der Grad der Absicherung lassen sich sehr einfach einstellen. Mit dem eingesetzten Kapital (Margin) bestimmen Anleger hier den Hebel – je weniger Kapital, desto höher der Hebel. Hier wird
der besondere Vorteil gegenüber anderen Absi- cherungsmethoden deutlich: Bereits mit sehr wenig Kapital lassen sich große Depots hedgen.
Euro Verlust aus dem Depot durch die Gewinne aus dem Hedge aufgefangen – und das bei ei- nem Kapitalaufwand (Margin) von gerade mal rund 50,00 EUR pro CFD-Dax-Kontrakt.
Beim länger laufenden Hedge werden zwei weitere Vorteile von CFDs deutlich: die niedrige Gebührenstruktur und die einfache Preis- berechnung. Ein Hedge darf langfristig nicht viel kosten, da ansonsten diese Kosten
selbst wieder ein neues Risiko darstellen und eine Hedge-Strategie ad absurdum führen würden. Darüber hinaus ist bei CFDs keine Kenntnis von komplexen Parametern wie beispielsweise Alpha, Beta oder Delta notwen- dig, was bei Optionsscheinen der Fall wäre. Allerdings ist insbesondere beim Handel von Hebelprodukten das Verlustrisiko zu berück- sichtigen. Letzteres kann jedoch bei jedem CFD-Trade, sei es zur Spekulation oder zur Absicherung, über die Platzierung von Stop-Loss-Orders individuell begrenzt werden.
Für jede Marktphase gewappnet
Privatanlegern stehen damit Handelstechniken zur Verfügung, die bis dato nur institutionellen Investoren vorbehalten waren. Zudem sollten Anleger ihr Investment-Portfolio nicht nur in unterschiedliche Assets auffächern, sondern auch die Handelsinstrumente diversifizieren, mit denen an den Kapitalmärkten agiert wird. Neben dem langfristig und konservativ, sprich strategisch ausgerichteten Direktinvestment- Portfolio, eignen sich kurz- bis mittelfristig eingesetzte CFDs perfekt für spezielle Marktsituationen.
Aufgrund des Hebels lassen sie dem Anleger auch mit einem kleinen Kapitalvolumen einen großen Spielraum.
So können CFDs einem relativ großen Long- Term-Depot selbst in volatilen Seitwärtsphasen zu einer überdurchschnittlichen Rendite verhelfen. Der CFD stellt vor diesem Hintergrund die spekulative Komponente des Depots dar und kann schnell und flexibel den unter- schiedlichen Marktgegebenheiten angepasst werden. In unruhigen Börsenzeiten dient er schließlich zur Absicherung des gefährdeten Kern-Investments.
Profil
Autor
Gregor Kuhn, Senior Manager IG
Gregor Kuhn leitet bei ‚IG Deutschland‘ die Ressorts Public Relations & Research. Die IG Group gehört zu den global führenden OTC-Handelshäusern und be- treut in weltweit über 15 Niederlassungen rund 150.000 institutionelle wie private Investoren.
Chart: Kursentwicklung EUR/USD seit 2013 Quelle: IG-Handelsplattform am 28.10.2015
Möchte beispielsweise ein Anleger sein aus DAX- Blue Chips bestehendes Depot gegen fallende Kurse absichern, muss er nur Dax-Kontrakte im selben Volumen shorten. Da die deutschen Blue Chips zusammengenommen nahezu eins zu eins mit der Preisentwicklung des deutschen Leitin- dex korrelieren, wird bei fallenden Kursen jeder
Chart: Kursentwicklung Dax seit 2013 Quelle: IG-Handelsplattform am 21.10.2015
www.finest-ontour.de
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