09.02.14 – 12.02.14 Wintertraining Sexten
Organisation
Bericht
Porsche Club – Winter-Fahrsicherheitstraining am Kreuzbergpass (Südtirol)
Eines bleibt auch beim sechsten Wintertraining gleich: Die Organisatoren brauchen sehr starke Nerven. 2014 taucht ein ganz neues Problem auf. Wir haben zu viel Schnee. Der Kreuzbergpass und die Umgebung haben mit 3 – 5 Metern Schnee zu kämpfen. Über den Jahreswechsel sind einige Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten, teilweise ohne Strom und Telefon. Im Gegensatz hierzu hatten wir in Deutschland fast keinen oder nur zu wenig Schnee.
Gespannt haben wir in den Wochen und Tagen vor der Veranstaltung die Situation beobachtet, Wetterberichte ge-googelt und WebCams auf “positive” Bilder untersucht. 2 Tage vor der Veranstaltung hat sich die Schneesituation soweit normalisiert, dass “unsere Bergstrecke” in Sega Digon präpariert werden kann: Das bedeutet für das Räumteam mindestens 3 Tage Arbeit mit Radladern, Schneefräsen, Pistenraupen usw..
Die Organisatoren, Christian Striepen (PC Wuppertal), Gerry Haag (PC Schwaben) und Fritz Letters (PCD) reisen frühzeitig an, um vor Ort die notwendigen Vorbereitungen durchzuführen und Probleme zu lösen. Helga Aichner (Hotel Kreuzbergpass) hat bereits alle Vereinbarungen mit den lokalen Ansprechpartnern getroffen. Gemeinsam starten wir zu den Lokal-Terminen an den Trainingsgeländen in Auronzo und Sega Digon. In Auronzo läßt sich die Qualität der Driftfläche unter den Schneemassen erahnen. Der Betreiber demonstriert an einer Stelle, dass die Eisschicht unter dem Schnee fast 1 Meter dick ist. Bis Sonntag Morgen wäre die ganze Fläche freigelegt.
Für uns bedeutete dies zunächst, dass wir Aufatmen können – Dieses Gelände ist eine “sichere Bank” für uns. Aber leider wurden die Versprechungen nicht gehalten. Bis Sonntag war die Strecke nicht freigelegt. Am 1. Trainingstag Montag Morgen hat der Betreiber Emilio nur 1/3 der Strecke freigelegt. Die Eisschicht war auch in großen Teilen nicht vorhanden. Dafür war aber auch kein Ansprechpartner beim Start des Wintertrainings anwesend.
Anders war es bei der Bergstrecke Sega Degon mit Kieswerk und kleiner Driftfläche. Das Räumen dieses sehr großen Natur-Areals ist sehr aufwendig und die Qualität des Untergrundes nur schwer abzuschätzen. Der Bürgermeister mit seinem Team hat hier jedoch eine immense Leistung erbracht. Die ursprünglich geplante Strecke stand wegen Lawinengefahr nicht zur Verfügung. Die alternativ vorbereitete Strecke führt von Costa nach Sega Digon, ist von beiden Seiten auf öffentlichen (geräumten) Strassen zu erreichen und kann in beiden Richtungen (bergauf und bergab) befahren werden. Am Sonntag Vormittag haben wir die Strecke erstmals besichtigt. Zu diesem Zeitpunkt war die Strecke nur soweit geräumt, dass schmale Geländefahrzeuge die Strecke gerade so “schaffen” konnten.
Der Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, uns die Strecke in seinem Geländewagen zu präsentieren. Unterwegs trafen wir immer wieder auf mindestens ½ Meter große Schnee- bzw. Eisbrocken, die nur mit großer Entschlossenheit zu überwinden waren. Am Sonntag Nachmittag konnten wird die Strecke dann erstmals mit den 911’ern bergab befahren. Allerdings war die Strecke so schmal, dass die Spiegel beinahe die hohen Schneewände rechts und links berührten. In der Nacht zum Montag hat das Räumteam dann die Strecke verbreitert und so geräumt, dass Sie während des Wintertrainings von den Porsche Sportwagen bergauf und bergab befahren werden kann. Das Fahrtraining konnte also beginnen.
Die meisten der teilnehmenden Mitglieder sind schon mehrmals dabei gewesen und freuen sich auf die gemeinsamen Tage. Sie reisen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Italien an. Gefreut haben wir uns insbesondere auch über die fünf Teilnehmer des Porsche Club Südtirol, die bereits 2013 mit Ihrem Präsidenten Werner Gramm dabei waren und zur guten Stimmung beigetragen haben. Montags früh nach dem “Befreien” unserer Fahrzeuge ging es auf den immerhin teilweise geräumten aber noch glatten Straßen und auf die einzelnen Trainingssektionen – Schon die Anfahrt über die anspruchsvollen Passstraßen machte unseren geübten Teilnehmern viel Freude. Bergauf- und Bergabfahrt, Bremsen, Anfahren, Ausweichen standen auf dem Programm, die Strecken boten Kreis- und Achter-Bahnen zum Kurvendrift.
Die 4 leitenden Porsche Club Instruktoren, Gerry Haag, Stefan Windgätter, Alexander Schöbel und Fritz Letters, hatten bereits im Sommer – wie auch im Vorjahr – ihre Unterstützung zugesagt. Christian Striepen, der dieses Winter-Fahrtraining ins Leben gerufen hat, übernahm routinemäßig die organisatorischen Aufgaben, die Fotografie und hat die Teilnehmer zu den Sektionen geführt. Das Porsche Zentrum Reutlingen unter Leitung von Timo Beck ist mit 3 Service-Fahrzeugen angereist und hat uns mit Joachim Ott, Andreas Schöne und Daniel Kramer begleitet und betreut.
Dieses eingespielte und sehr erfahrene Team ist wie bei jedem Training in der Lage, sobald erforderlich, zu improvisieren und sich auf die von der Natur vorgegebenen Randbedingungen einzustellen. Dieses Jahr haben wir dies hautnah erlebt.
Den ersten anstrengenden Trainingstag im verschneiten Südtirol haben wir gemeinsam bei einem rustikalen Südtiroler Abend ausklingen lassen.
Am zweiten Morgen wieder das bereits bekannte Bild – Es schneit und es stellt sich die Frage: Wo ist mein Auto und könnte es evtl. unter diesem riesigen Schneeberg liegen? Die ersten Herausforderungen bestanden darin, eine der begehrten Schneeschaufeln zu ergattern und damit den richtigen Porsche auszugraben. Die am ersten Tag gewonnenen Trainingserfahrungen wurden dann unter Aufsicht unserer Instruktoren auf den verschiedenen Trainingsgeländen aufgefrischt und vertieft.
Die Strecke in Auronzo war so schlecht präpariert, dass wir uns für die Alternative entschieden haben am 2. Tag des Trainings mit der betroffenen Gruppe eine Winter-Pässefahrt zu organisieren. Glück im Unglück: Intensiver Schneefall hat die öffentlichen Pässe-Straßen zu schwierigen Schnee-Pisten gemacht. Aber unsere routinierten Teilnehmer, geübt auch schon von der Bergstrecke des 1. Tages, haben alle Pässe mit Bravour gemeistert. Alle haben ihre Porsche Fahrzeuge vom 968, 911 G, bis zum 997 GT3 und Panamera souverän und virtuos über die Pässe geführt. Boxster und Cayman waren dieses Jahr keine angemeldet.
Die gleichen Pässe hatten wir auch schon im Sommer 2012 mit dem PC Schwaben befahren. Die Strecke führt vom Kreuzbergpass (1635 m) über Padola (910 m), Danta (1476 m) nach Auronzo (864 m). Von dort zum Misurina See (1750 m) unter den 3 Zinnen. Dort finden wir nahezu unbefahrene und sehr stark schneebedeckte Pass-Strecken mit vielen Kurven-Kombinationen und Gefälle und Steilstrecken mit bis zu 13%. Nach diesem Erlebnis steht das Mittagessen in Cortina d’Ampezzo auf dem Programm. Natürlich liegt noch ein Pass dazwischen, der Passo Tre Croci (1809 m).
Auf den traditionellen Abschluss auf der Hütte waren wir alle gespannt. Bei inzwischen bis zu 6 m Schnee war schon die “Anreise” etwas Besonderes: entweder zu Fuß (1,5 Stunden) durch den winterlichen Wald reichlich Höhenmeter überwinden oder mit dem Ski-do (Motorschlitten mit Anhänger) mit ordentlich Speed bergauf. Der Hüttenwirt kredenzte uns ein selbsthergestelltes deftiges Essen, selbstgemachten Heidelbergschnaps und begleitete den Genuss mit ebenfalls selbstgemachter Musik. Der Südtiroler Wein war nicht selbstgemacht aber dennoch ganz vorzüglich. Die tolle Stimmung unserer Gemeinschaft war dann wieder selbstgemacht. Durch ausgefuchste Kartentricks ließ sich aber nicht jeder an der Nase herumführen.
Mit entsprechend guter Laune fuhren wir bergab sicherheitshalber alle mit Motorschlitten, man weiß ja nie. Zwischen den Schlitten kam es zu lustigen Schneeballschlachten während der Fahrt durch die Nacht. Die Trefferquote blieb im Dunkeln. Der Ausstieg aus dem Schlitten war recht schwungvoll in den vielen Schnee.
Wer wollte, konnte am Morgen nach dem üppigen Frühstück noch das ausgiebige Wellness-Angebot des Hotels Kreuzbergpass genießen oder beim Ski-Fahren entspannen, bevor es wieder in alle Himmelsrichtungen nach Hause ging. Mit erheblichen witterungsbedingten Widerständen, die große Anstrengungen erforderten, war es am Ende ein wirklich gelungenes internationales Event!
Christian Striepen und Fritz Letters